Die Stadt Leipzig hat vor wenigen Tagen den neuen Schulnetzplan veröffentlicht. Dieser soll für die nächsten drei Jahre gelten und wichtige Entwicklungen erfasst haben. Aber er hat einen großen Fehler: Die Schülerzahlen stimmen schon bei den aktuellen Anmeldedaten nicht. Von den Prognosen für die nächsten Jahre mal ganz abgesehen! Eine Analyse.
Im Internet bietet Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) eine Wette an. Er meint, dass Leipzig im Jahr 2020 600.000 Einwohner zählt. Die Bild-Zeitung hat das dann gleich aufgegriffen. Allerdings: Im aktuellen Schulnetzplan ist durchgehend von einer Halbmillionen-Stadt die Rede. Was schon jetzt bei einer aktuellen Einwohnerzahl von 556.017 nicht mehr stimmt. Die Antwort findet sich bereits im Abschnitt 0 – Zusammenfassung: „Bevölkerungsvorausberechung des Amtes für Wahlen und Statistik 2013 … und bildet die Grundlage“. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich beinhaltet der Schulnetzplan auch Daten der 5. regionalisierten Bevölkerungsprognose Sachsen des Landesamts für Statistik Kamenz (s. S. 20, 23, 28, 212). Auf der Seite des Landesamts für Statistik heißt es in den Erläuterungen: „Die Bevölkerungsprognose beruht auf Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, zur Lebenserwartung und zur Entwicklung des Wanderungsverhaltens. Diese basieren auf den Analysen der demografischen Trends der Jahre 2005 bis 2008 (Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Registerdaten vom 3. Oktober 1990).“ Das bedeutet im Klartext, dass der Geburten- und Zuwanderungsschub, der in Leipzig seit 2010 eingesetzt hat, überhaupt nicht berücksichtigt ist. Es ist kaum erklärlich, warum die Stadt Leipzig nicht wenigstens auf Echtzahlen an den Schulen zurückgreift. Diese können entweder in den einzelnen Schulen selbst oder bei der Sächsischen Bildungsagentur Leipzig ganz leicht erfragt werden. Uns liegen Informationen aus Schulen vor, in denen schon die Zahlen im Schulnetzplan für das Schuljahr 2015/16 bei Weitem überschritten werden. Und da ist das Wachstum der kommenden Jahre noch nicht mal berücksichtigt.
Aufgefallen ist das auch den Mitgliedern des Unterausschuss Schulnetzplanung des Leipziger Stadtrates bisher offenbar nicht. Weder in der Pressemitteilung der SPD-Fraktion, noch in der Pressemitteilung der CDU-Fraktion sind dazu Sätze zu finden.
Nebenbei: Im 4. Quartal 2015 erfolgt die nächste regionalisierte Bevölkerungsprognose für Sachsen. Vielleicht hätten man besser mit dem Schulnetzplan noch bis dahin warten sollen… (LEB)
Ihr wollt mit vergleichen? Dann schickt uns doch die aktuellen Anmeldezahlen eurer Schule an info@eltern-seite.de!
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